Aberglaube
gegen rationale Vernunft
Die
Novelle hat als grundlegendes Merkmal den Umstand, dass in ihr ein
Konflikt thematisiert werden kann. Im Falle von der Schimmelreiter
ist dies der Konflikt zwischen dem rationalen Denken und der
Wissenschaft und dem Aberglauben. Dieser Konflikt zieht sich nicht
nur durch die gesamte Binnenhandlung, sondern wird sogar im zweiten
Rahmen noch thematisiert.
Hier
fordert der Deichgraf den Schulmeister auf die Geschichte von Hauke
Haien zu erzählen. Dieser gibt aber zugleich zu verstehen, dass er
den Erzählungen des Schumeisters, der eine Rückblende in die Mittel
des 18. Jahrhunderts vornimmt, nicht ganz Folge leisten kann, da er
findet, dass diesem der Sinn für das Übersinnliche abginge. Dem
Deichgrafen ist der Schulmeister zu wissenschaftlich, zu rational und
zu wenig an Übernatürlichen Dingen interessiert, als dass er ihm
eine vollständige Erzählung der Ereignisse überlassen will. Denn
die Novelle, als Erzählung des Schulmeisters, enthält Elemente, die
eine Übersinnliche Interpretation zulassen.
In
der Binnenhandlung treten mehrfach solche Übersinnlichkeiten auf.
Selbst Hauke Haien, der als das Rationale in Person in der Novelle
dargestellt wird, bleibt von solchen Wahrnehmungen nicht verschont.
Er sieht in seiner Zeit als junger Mann Gestalten am Deich, diese
sind nordischen Seegeistergeschichten ( zum Beispiel aus Norwegen )
nachempfunden.
Ansonsten
ist Hauke aber ein Realist durch und durch. Er verbietet sowohl das
Eingraben des Hundes in den Deich, obwohl dies zur damaligen Zeit
durchaus üblich war, als auch die Erzählungen von Trine Jans an
seine Tochter. Er verbittet sich jegliches übersinnliche Gerede in
seinem Haus.
Trine
Jahns scheint hellseherische Fähigkeiten zu haben, sie sieht die
Katastrophe vor ihren halb blinden Augen auftauchen. Sie ist es auch,
die der Tochter von Hauke, Wienke, die Sagen von den Wasserfrauen
erzählt.
Carsten
und Iven sehen auf Jeversand ein Pferdegerippe und schließlich einen
weißen Schimmel über die Hallig laufen. Man vermutet in Haukes
Schimmel eine Manifestation des Gerippe auf Jeversand und die
abergläubischen Stimmen vermuten, dass in dem Schimmel etwas
teuflisches zu finden ist.
Eine
weitere Sache, die im Schimmelreiter auf Aberglauben beruht, ist der
Wille der Deichbauer etwas Lebendiges in den Deich ein zu bauen.
Dieser Glaube fällt unter den Aberglauben, denn man glaube, dass nur
so der Deichbau wirklich gelänge. Paradoxerweise hatten die
Deichbauer recht, der Deichbau war in der Tat nicht erfolgreich,
sondern mündete in der Katastrophe. Doch ob dies seine Ursache in
dem fehlenden Opfer hat, das kann bezweifelt werden.
Weitere
Themen im Schimmelreiter
Neben
dem Konflikt von Glauben und Aberglauben gegen die Wissenschaft ist
auch der Konflikt zwischen den Menschen innerhalb einer sozialen
Gruppe ein Thema. Hauke wird durch seine Position, sein Wissen und
seine Sicht der Welt zu einem Außenseiter, der von allen Seiten
kritisiert wird und sich zunehmend unwohl fühlt.
Der
offensichtlichste Konflikt im Schimmelreiter ist aber der Konflikt
der Menschen gegen die Natur, da man als Mensch der Natur zuwider
handelt, wenn man Deichbau betreibt. Im Zuge dessen wird der
Meeresboden zu Land gemacht und das Meer wird gewaltsam mit Hilfe von
Deichen und Lahnungen zurück gedrängt.
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